Endzeitreport

 

Ein untrügliches Zeichen für das baldige Weltende und der damit verbundenen Wiederkunft Christi ist das offene Hervortreten des vollendeten Antichristen der sich nach den Worten des Apostels Paulus zur Endzeit in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und vorgibt er sei Gott.

Auf den Antichristen warten wir, und er wird ein Täter sein. Er sieht dem Christus ähnlich so «daß verführt werden in den Irrtum, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten». Die Ähnlichkeit mit Christus gibt dem Antichristen eine verführerische Kraft.

Das Antichristentum ist nicht Unglaube, sondern Mißglaube, eine übernatürliche Religion mit einem mystischen Zug. Wo es auch auftritt, erscheint es als eine höhere, tiefere, mächtigere Religion. Es macht den Menschen groß, indem es ihn Gott gleich macht. Immer vollendet sich das Antichristentum in der Vergötterung des Menschen.

 

Der vollendete Antichrist

Ein Bericht von
Helmut Seeger

 

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«Wer ist der vollendete Antichrist?»

Ein weiteres untrügliches Zeichen für das baldige Weltende und der damit verbundenen Wiederkunft Christi ist das offene Hervortreten des «vollendeten Antichristen», der sich nach den Worten des Paulus zur Endzeit in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich trügerisch für den wiederkehrenden Christus ausgibt:

Während der Abfall vom christlichen Glauben, den die großen christlichen Kirchen vor allem seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu beklagen haben, und das Absterben kirchlichen Lebens deutlich für jedermann erkennbar sind, scheint die Identifizierung des vollendeten Antichristen indes mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden zu sein, zumal er dem wahren Christus so täuschend ähnlich sieht, «dass verführt werden in den Irrtum, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten». Deshalb werden wir ihn auch nur entlarven können, wenn wir gezielt vorgehen und vor allem auf diejenigen Anzeichen achten, die uns in der Bibel vorgegeben sind.

Prof. D. Lütgert, Eisenacher Bund, hat sich seinerzeit ausführlich mit den «Anzeichen des Antichristen» beschäftigt und beschrieb sie im Jahre 1921 auf einer Konferenz in Kassel wie folgt:

«Zur biblischen Weissagung gehört auch die Erwartung des Antichrists... Mit dem Kommen des Reiches Gottes verstärkt und vertieft sich die Feindschaft gegen das Christentum. Auf diese Steigerung des Widerstandes gegen Christus und sein Reich macht die prophetische Weissagung die Christenheit gefasst. Dieser Kampf gegen die Christenheit fasst sich im Antichristen zusammen.

Das Antichristentum ist nicht ein irreligiöser, sondern ein religiöser Gegensatz gegen das Christentum. Es ist eine religiöse Bewegung, die sich in einer persönlichen Spitze zusammenfasst, eine Religion, die sich an die Stelle des Christentums setzen will. Als Antichrist wird ein solcher Gegner Christi erwartet, der ihn nicht nur verdrängen, sondern ersetzen will. Das vollendete Antichristentum geht deshalb nicht aus der Welt, sondern aus der Christenheit selbst hervor. Es ist eine Verkehrung des Christentums. Es ist zugleich eine Vollendung des Heidentums. Aber einfaches Heidentum ist noch nicht Antichristentum. Sondern Antichristentum ist ein solches Heidentum, welches die Verwerfung des Christentums hinter sich hat. Erst durch die klare und bewusste Verneinung und Bekämpfung des Christentums wird das naive Heidentum zum Antichristentum. Es ist nicht einfache Gottlosigkeit, sondern es ist eine Religion, die sich aus dem Gegensatz gegen das Christentum entwickelt. Es ist nicht Fleisch, sondern Geist, nicht Torheit, sondern Weisheit, nicht Schwachheit, sondern Kraft, nicht Trägheit, sondern Wirksamkeit, nicht menschlich, sondern dämonisch, nicht natürlich, sondern übernatürlich, nicht vernünftig, sondern geheimnisvoll, nicht Finsternis, sondern ein blendender Glanz.

Der Antichrist wird in der biblischen Weissagung am Ende der Geschichte erwartet, aber er kommt nicht unvorbereitet. Schon jetzt, sagt der Apostel, sind viele Antichristen gekommen. Er ist die letzte Spitze der Bewegung, welche die ganze christliche Kirche durchzieht. Mit dem Christentum stellt sich alsbald der Gegensatz gegen Christus ein. Er erweckt Zustimmung, aber auch Widerspruch, Liebe, aber auch Hass, Anbetung, aber auch Verachtung; neben dem Ja begegnet ihm ein gleichgültiges Schweigen, aber auch ein entschlossenes Nein; und das ist, wie jedes Nein, ein Ja zu einem Andern. Aus dem Christentum entwickelt sich als ein notwendiges Gegenstück das Antichristentum, dem Geist Gottes tritt der Geist der Welt gegenüber, der Herrlichkeit des Herrn der düstere Glanz des Fürsten der Welt. So war es schon zur Zeit der Apostel. Antichristliche Tendenzen stellten sich mit dem Evangelium zugleich ein. Neben der Wahrheit stand der Irrtum, aber auch die Lüge, neben der Bekehrung die Verführung und Verstockung.

Auf den Antichristen warten wir, und er wird ein Täter sein. Er sieht dem Christus ähnlich und wird in der Bibel als Wundertäter beschrieben, „so dass verführt werden, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten". Ein treffendes Motto hat Selma Lagerlöf ihrem Roman „Die Wunder des Antichrist" vorausgestellt: „Wenn der Antichrist kommt, wird er ganz gleich Christus zu sein scheinen, dann wird große Not herrschen, und der Antichrist wird gehen von Land zu Land und den Armen Brot geben und er wird viele Anhänger gewinnen". Die vielen Antichristen im apostolischen Zeitalter haben großen Erfolg. Die Welt hört auf sie. Die Ähnlichkeit mit Christus gibt dem Antichristen eine verführerische Kraft. Auch die antichristliche Religion sieht dem Christentum sehr ähnlich. Sie ist nicht Unglaube, sondern Missglaube, eine übernatürliche Religion mit einem mystischen Zug. Wo es auch auftritt, erscheint das Antichristentum als eine höhere, tiefere, mächtigere Religion. Es ist nicht nüchtern, sondern enthusiastisch und berauschend. Es macht den Menschen groß, indem es ihn Gott gleich macht. Das alte verführerische Wort: „Ihr werdet sein wie Gott" wiederholt sich immer wieder. Der Mensch bekommt einen unendlichen Wert, und dieser spiegelt sich in einem überstiegenen Selbstbewusstsein. Immer vollendet sich das Antichristentum in der Vergötterung des Menschen.» 21

Die umfassenden und bis ins Detail gehenden Ausführungen von Prof. Lütgert zeigen deutlich, dass als «vollendeter Antichrist» nur ein solcher Gegner Christi in Frage kommt, der:

• Jesus als Christus leugnet!

«Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, dass Jesus der Christus sei? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet! Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.» - 1.Joh.2;

• sich selbst für Christus ausgibt!

«Sehet euch vor, dass niemand euch irreführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: «Ich bin der (wiederkehrende) Christus», und werden viele irreführen.» - Matth.24; 4-5;

• dem wahren Christus täuschend ähnlich sieht!

«Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder verrichten, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen.» - Matth. 24; 24;

• sich zur Endzeit in den Tempel Gottes setzt und für Gott ausgibt!

«Laßt euch von niemand auf irgend eine Weise täuschen, als ob der Tag des Herrn schon da wäre, denn zunächst muß ja doch der Abfall eintreten und der Mensch des Frevels erschienen sein, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles erhöht, was Gott oder anbetungswürdig heißt, so dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und für Gott ausgibt. Und was die Gegenwart betrifft, so wisst ihr doch, was ihn noch zurückhält, damit er erst zu der für ihn bestimmten Zeit geoffenbart werde» (2.Thess.2; 1-6).

Das klassische Vorbild des «vollendeten Antichristen» ist Antiochus Epiphanes, «ein frecher und tückischer König», aus dem griechisch-syrischen Seleukidengeschlecht (1.Makk.).

In der Weissagung vom «Widder und Ziegenbock» wird er durch ein «kleines Horn» versinnbildlicht, das aus einem der vier Hörner des griechischen Ziegenbocks hervorgewachsen war (Dan.8). Diesem «kleinen Horn» begegnen wir auch noch in einem weiteren Gesicht Daniels, das er zwei Jahre zuvor gehabt hatte. In diesem Nachtgesicht sah er «vier große Tiere» nacheinander aus dem ‹Völkermeer› heraufsteigen, die nach der Deutung des Engels (Dan.7; 8) vier aufeinander folgende Weltreiche verkörpern. Daniel berichtet:

«Während ich nun genau auf die zehn Hörner (des vierten Tieres) achtgab, sah ich, wie ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervorschoss, worauf drei von den ersten Hörnern vor ihm ausgerissen wurden: und jetzt sah ich, dass an diesem Horn Augen wie Menschenaugen saßen und ein Mund, der vermessene Reden führte.»

Hier ist es nun nicht mehr Antiochus Epiphanes, der durch das kleine Horn versinnbildlicht wird, sondern der vollendete Antichrist selbst, dessen Auftreten sich als Wirksamkeit des Satans kundtut, und der sich unter Entfaltung aller trügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder der Lüge als wiederkehrender Christus ausgibt.

Doch der Betrug wird ihm nicht gelingen; denn an Hand präziser biblischer Angaben besitzen wir die Möglichkeit, den Zeitpunkt seiner Geburt, die durch das «Hervorbrechen des kleinen Hornes» angezeigt wird, näher zu bestimmen. Daniel sah das kleine Horn nämlich erst zwischen den «zehn Hörnern des vierten Tieres» hervorbrechen, nachdem das Tier bereits aus dem ‹Völkermeer› heraufgestiegen war - zu einem Zeitpunkt also, als England längst führende Weltmacht war, und auch der von ihm geführte Völkerbund, der durch die zehn Hörner des vierten Tieres veranschaulicht wird, seine Arbeit in Genf aufgenommen hatte. Da aber das «kleine Horn» zwischen den zehn Hörnern des vierten Tieres hervorbrach, b e v o r drei von den zehn Hörnern ausgerissen wurden, können wir davon ausgehen, dass die Geburt des «vollendeten Antichristen» zwischen dem Jahre 1919 (Gründung des Völkerbundes) und dem «Ausreißen» der drei Hörner erfolgen wird.

Wenn es uns gelingt, nun auch das Ausreißen der drei Hörner richtig zu deuten, so sollte es möglich sein, das ‹Geburtsdatum des vollendeten Antichristen› noch weiter einzukreisen.

Den ersten Hinweis erhalten wir durch die Zahl «Zehn», die in der biblischen Weissagung symbolisch auch als Vollzahl verwendet wird. Denn gleichwie die zehn Hörner des vierten Tieres sämtliche Mitglieder der beiden Weltorganisationen symbolisieren, ebenso kann es sich bei den «drei ausgerissenen Hörnern» auch nur um Mitglieder dieser Organisationen handeln, und zwar um solche Mitglieder, die im Laufe der Jahre aus der Organisation ausgeschieden sind.

In Frage kommen allerdings n u r Mitglieder des «Völkerbundes»; denn nach deren Satzung war es nur ihnen freigestellt, die Organisation wieder zu verlassen. Während in der Charta der Vereinten Nationen eine derartige Klausel erst gar nicht vorgesehen ist.

Die Rechnung ist einfach: Dem Völkerbund gehörten während der Dauer seines Bestehens insgesamt 66 Staaten an. Folglich müssen bei einem Verhältnis von 3:10 Hörnern (30%) 20 Staaten ausgeschieden sein.

Und tatsächlich haben, wie wir der nachfolgenden Aufstellung entnehmen können, bis 1942 insgesamt 20 Staaten ihre Mitgliedschaft im Völkerbund aufgekündigt oder aufgeben müssen:

17 Staaten sind ausgetreten «abgefallen» (Dan.7; 20):

1925 Costa Rica, 1926 Brasilien, 1927 El Salvador, 1933 Japan und Deutschland,

1935 Paraguay, 1936 Guatemala, Nicaragua und Honduras, 1937 Italien,

1938 Chile und Venezuela, 1939 Ungarn, Peru und Spanien, 1940 Rumänien,

1942 Haiti;

2 Staaten mußten ihre Mitgliedschaft im Völkerbund aufgeben «wurden ausgerissen»(Dan.7; 8)
weil sie von anderen Staaten annektiert worden waren:

1938 Österreich - annektiert von Deutschland;

1939 Albanien - annektiert von Italien;

1 Staat wurde ausgeschlossen «gedemütigt» (Dan.7; 24) wegen Verstoßes gegen die Satzung der Liga:

1939 UdSSR (nach dessen Angriff auf Finnland). 22

Dank des frühen Austritts Costa Ricas aus dem Völkerbund sind wir in der Lage, das «Geburtsjahr» des vollendeten Antichristen auf den Zeitraum zu begrenzen, der zwischen der Gründung des Völkerbundes (1919) und dem Austritt Costa Ricas (1925) liegt.

Wenn wir uns daraufhin einmal umschauen, wer unter diesen Voraussetzungen als «vollendeter Antichrist» in Frage kommt, so werden wir sehr bald herausfinden, dass die Auswahl sehr gering ist und schließlich nur einer übrig bleibt, auf den a l l e biblischen Anzeichen zutreffen. Es sind «Jehovas Zeugen», eine weltumspannende Organisation, die aus den Bibelforschern hervorgegangen ist und im Jahre 1919 klein begonnen hat (Wt. 1.5.92).

Der Aufbau ihrer Organisation dauerte etwas mehr als drei Jahre. „Im Jahre 1922 war sie für den Dienst gerüstet". Und im September des gleichen Jahres wurde auf dem Kongreß in Cedar Point (Ohio, USA) mit dem Kriegsruf: „Verkündiget den König und sein Königreich!" eine große Woge der Verkündigung des angeblich im Jahre 1914 im Himmel aufgerichteten Königreiches in Gang gesetzt. „Mit diesem Tag", so erklärte der Präsident der Wachtturmgesellschaft, J.F. Rutherford, „begann das organisierte Zeugniswerk" (Wt. 1.4.1989).

Und während die großen christlichen Kirchen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen bemerkenswerten Mitgliederschwund zu beklagen haben, und die sonntäglichen Kirchenbesucherzahlen auf unter zehn Prozent gesunken sind, verzeichnen Jehovas Zeugen beispielsweise für das Jahr 1999 einen Zuwachs von 2%, was bedeutet, dass im Jahre 1999 rund 114.000 Prediger hinzugekommen sind.

Für die Ausbildung ihrer Prediger wendet die Watch Tower Society jährlich viele Millionen Dollar auf. Im «Dienstjahr» 1999 waren es rund 64,5 Millionen US-Dollar, um ihre Sonderpioniere, Missionare und reisenden Aufseher in ihren Predigtdienstzuteilungen zu unterstützen.

Ihr Erfolg beruht vor allem darauf, dass jeder «Zeuge Jehovas» ein eigens ausgebildeter Prediger ist, der vom gesteigerten Sendungsbewusstsein getragen, ständig auf der Suche nach treu gebliebenen Christen und Menschen guten Willens ist, um sie dann mit einem Wortschwall von Bibelsprüchen und Scheinargumenten von ihrer angeblich allein «wahren Religion» und der Verderblichkeit aller übrigen Religionen zu überzeugen.

Als sie 1931 unter dem Namen «Jehovas Zeugen» auftraten, war die Zahl ihrer Prediger auf 39 372 angewachsen. Im Jahre 1947 waren es rund 200 000. Und heute verfügen sie mit steigender Tendenz über rund 5,6 Millionen Prediger, die weltweit in 89 985 Versammlungen straff organisiert sind (Wt. 1.1.2000).

Im Jahre 1935 hat sich die Organisation offiziell in zwei Gruppen aufgeteilt: dem «gesalbten Überrest», der zum himmlischen Leben berufen sei; und der «irdischen Klasse der anderen Schafe», die nach der "Schlacht von Harmagedon" auf dieser zum Paradies umgewandelten Erde für immer leben würde.

Die leitende Körperschaft in der New-Yorker-Weltzentrale sorgt für ein einheitliches Programm "biblischer" Unterweisung. So hat jede Versammlung wöchentlich 5 Zusammenkünfte: Die Theokratische Predigtdienstschule, die Dienstzusammenkunft, die Zusammenkunft für die Öffentlichkeit, das Wachtturm-Studium und das Versammlungsbuchstudium. Die Theokratische Predigtdienstschule soll ihren Teilnehmern helfen, ihre Lehre «wirkungsvoll» an den Mann zu bringen.

In ihrem «Dienstjahr-Bericht 1999» veröffentlichte die Wachtturmgesellschaft über ihre weltumspannenden Aktivitäten u.a. folgende Daten: Die Anzahl ihrer Prediger, die mit fanatischem Eifer ihre Lehre vom angeblich im Jahre 1914 aufgerichteten «Königreich Jehovas» verkündigen, ist in Deutschland inzwischen auf 164'263 gestiegen. In Japan schwärmen 222'663 japanische Zeugen Jehovas durch das Land und führen über 152'198 Bibelstudien in den Wohnungen der Menschen durch. In Italien bilden 225'104 Zeugen Jehovas die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach den Katholiken. In Argentinien beträgt die Anzahl ihrer Prediger 117'809; in Brasilien sind es 483'113; in Frankreich 114'918; in Großbritannien 121'723; in Kanada 108'437; in Korea 86'256; in Mexiko 515'785, in Spanien 96'239; in den USA 940'650; und in Russland ist die Anzahl ihrer Prediger inzwischen auf 102'513 angewachsen (Wt. 1.1.00).

Ihre Zeitschrift «Der Wachtturm» erscheint zweimal im Monat in 128 Sprachen und wird z.Zt. in 234 Ländern und Inselgebieten mit einer Auflage von 22,4 Millionen Exemplaren verteilt (Wt. 1.1.00). Ihre Bücher werden teils in zweistelligen Millionenauflagen vertrieben. Das 1982 veröffentlichte Buch, «Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben», erreichte 1982 eine Auflage von 80,9 Millionen Exemplaren in 130 Sprachen. Und von dem 1968 veröffentlichten Buch «Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt» wurden bis Mai 1987 sogar rund 106,5 Millionen Exemplare in 116 Sprachen gedruckt («Erwachet!» vom 8.10.90).

 

Hinter der Maske der Zeugen Jehovas verbirgt sich
«Der vollendete Antichrist»

Jehovas Zeugen behaupten, der «gesalbte Überrest» ihrer Organisation würde aus «christusähnlichen Menschen» bestehen, die, im Gegensatz zu allen übrigen Geschöpfen, «nicht nur zu ewigen Leben auferweckt würden, sondern zu Unsterblichkeit und Unverweslichkeit». In ihrem Wachtturm vom 1.5.1990, Seite 27, erklären sie:

«Der künftige Lohn der Unsterblichkeit wurde einigen treuen, christusähnlichen Menschen in Aussicht gestellt und sollte erst dann Wirklichkeit werden, wenn Christus Königsmacht im Himmel übertragen würde - nicht sogleich nach seiner Himmelfahrt im ersten Jahrhundert...

Übrigens wurde diese Hoffnung nur verhältnismäßig wenigen Menschen in Aussicht gestellt. Jesus bezeichnete sie als eine „kleine Herde" (Luk. 12:32). Die zu dieser Gruppe gehören - 144 000 an der Zahl - werden zu himmlischen Leben als unsterbliche Geistgeschöpfe auferweckt, um mit Christus in seinem himmlischen Königreich über die Erde zu herrschen.»

Was man sich unter dem Begriff «144 000 christusähnlichen Menschen» vorzustellen habe, das erfahren wir aus ihrem Buch "Die Neue Welt", Seite 95, das 1949 in Deutschland veröffentlicht wurde:

«Diese 144 000 bilden zusammen die „Braut" Christi Jesu oder „das Weib des Lammes"... Diese müssen alle mit Gottes Geist gesalbt, das heißt als geistgezeugte Zeugen Jehovas amtlich beauftragt sein.»

Und die Quintessenz, die sie aus dieser trügerischen Formulierung ziehen, ist folgende:

«Folglich ist Der Christus oder Der Gesalbte eine kollektive oder zusammengesetzte Körperschaft mit Christus Jesus als „Haupt" und den 144 000 Gliedern seiner Versammlung als „Leib".»

Der Urheber dieser antichristlichen Lehre ist der zweite Präsident der Wachtturmgesellschaft, Richter J.F. Rutherford. Zunächst war er Rechtsberater, wurde dann aber, nach dem Tode des ersten Präsidenten, Charles Taze Russel (1916), Leiter der späteren "Zeugen Jehovas". Aufbauend auf dessen Lehre vom «Neuen Bund» (1880 und 1907), nach der „auch die 144 000 keinen Mittler benötigten, sondern der Mittler für die übrige Menschheit, der Christus, sollte aus Jesus und der Kirche zusammen bestehen - dem Haupt und dem Leib" (Prof. James Penton), deutete Rutherford die Lehre Russels in der Weise um, dass er die Wachtturmgesellschaft als endzeitliche Gemeinde interpretierte und einen stark theokratischen Führungsstil einführte.

Während seiner Amtszeit von 1916 - 1942 hat er nach den im Jahre 1914 nicht eingetroffenen Erwartungen Russels und der damit verbundenen allgemeinen Enttäuschung unter den "ernsten Bibelforschern" - wie sie sich damals noch nannten - die Lehre der Zeugen Jehovas den veränderten Verhältnissen nach 1914 angepasst, neu konzipiert und in vielen Schriften und Büchern mit millionenfachen Auflagen weltweit verbreitet. In seinem 1922 veröffentlichten Buch "Schöpfung" verkündete er als «neue Schöpfung» folgende eigenwillige Christusversion:

«Die neue Schöpfung ist der „Christus". Der Christus ist eine aus vielen Gliedern zusammengesetzte Körperschaft. Das Haupt des Christus ist Jesus Christus, Gottes geliebter Sohn. Solche, die aus der Menschheit herausgenommen, gerechtfertigt, durch den Geist Jehovas gezeugt und gesalbt werden und alsdann treu bis in den Tod ausharren, werden die Glieder des vollendeten Christus bilden.» (S.200)

In der Broschüre "Der Schlusskampf" heißt es dann weiter:

«Gott hat bestimmt, dass der Christus oder seine gesalbte Organisation aus Christus Jesus, dem Haupt, und 144 000 andern bestehen soll, die alle Christus Jesus gleichgemacht werden müssen.» (S.13)

Um ihren aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzten «Körperschafts-Christus» den Schein von Echtheit zu verleihen, «so dass verführt werden in den Irrtum - wenn es möglich wäre - auch die Auserwählten», schreckte Rutherford nicht einmal davor zurück, unter heuchlerischer Benutzung des Namens «Jesus», ihn zum Haupt und damit zum Aushängeschild seines «Pseudo-Christus» zu missbrauchen.

Dadurch aber, dass er Jesus in seine Christusversion mit einbezieht, leugnet er auf raffinierte Weise, dass Jesus der Christus ist; denn als Teil - wenn auch als großes und mächtiges Haupt - ihrer «Christus-Körperschaft» könnte Jesus selbst wohl kaum «DER CHRISTUS» sein.

Das Kernstück ihrer Lehre besteht somit aus der frechen Lüge: Nicht Jesus sei der Christus, sondern der Christus sei eine aus «144 000 christusähnlichen Menschen zuammengesetzte kollektive Körperschaft», bzw. «gesalbte Organisation»: die sie zudem als den «vollendeten Christus» ausgeben.

Angeblich hat der größte Teil der «144 000 christusähnlichen Menschen» bereits seit 1918 an der «ersten Auferstehung» teilgenommen und herrsche nun vom Himmel her über die Erde. In ihren zahlreichen Publikationen versuchen Rutherford und seine Nachfolger im Amt diese plumpe Unterstellung wie folgt biblisch zu untermauern:

«Die Heilige Schrift beweist die feststehende Tatsache, dass der Herr 1918 zu seinem Tempel zum Gericht gekommen ist, und dass er dieses Gericht beim Volke Gottes begonnen hat; ferner dass Gott die ihm Wohlgefälligen im Jahre 1922 durch Christus gesalbt, in den Tempel gebracht und ihnen die Kleider des Heils und den Mantel der Gerechtigkeit gegeben hat.» (Licht Bd.2, S.269).

«Um schließlich mit Christus in der himmlischen Versammlung vereint zu werden, mußten die Apostel und andere, die nach ihnen auserwählt wurden, gleichwie Jesus ihren irdischen Lauf in Treue bis zum Tode vollenden. Obwohl sie alle in den Bund für das Königreich oder in die himmlische Versammlung aufgenommen wurden, kamen sie beim Tode doch nicht sogleich in den Himmel, um mit dem Haupt der Versammlung vereint zu werden. Sie schliefen im Grabe bis zur Zeit der ersten Auferstehung, die gekommen war, als Christus Jesus im Jahre 1918 zum Tempel Jehovas kam, worauf sie auferweckt wurden, um an der Herrlichkeit mit ihm, ihrem Haupte, teilzuhaben.» (Gott bleibt wahrhaftig, S.139).

«Seit über 1900 Jahren wird die „kleine Herde" der 144 000 Christen, die mit Christus herrschen werden, eingesammelt. Von ihnen leben nur noch wenige auf der Erde, die meisten herrschen bereits mit Christus im Himmel...» (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.163/164).

Zu den 144 000 christusähnlichen Menschen, gehören sowohl die leitende Körperschaft in der New Yorker Weltzentrale, als auch die übrigen «gesalbten Überrestglieder» ihrer Organisation. Zur Zeit leben noch 8798 Personen, die sich zu dieser «Himmelsklasse» zählen, auf Erden (Wt. 1.1.98). Rutherford bezeichnet sie als «Füße» bzw. «Fußglieder» seines Pseudo-Christus. Während die überwiegende Mehrzahl der imaginären Glieder ihrer aus "144 000 Menschen" zusammengesetzen «Christus-Körperschaft» lediglich als Staffage dient, verkörpern die auf Erden lebenden aktiven «Fußglieder» den «sprechenden» Teil ihres im Jahre 1922 im himmlischen Tempel aufgerichteten Götzenbildes (Offb.13; 14-15; Matth.24; 15):

«GOTTES SICHTBARE ORGANISATION

...in New York befindet sich eine leitende Körperschaft christlicher älterer Männer aus verschiedenen Teilen der Erde, die die weltweite Tätigkeit des Volkes Gottes beaufsichtigt. Diese leitende Körperschaft setzt sich aus Gliedern des „treuen und verständigen Sklaven" zusammen. Sie dient als das Sprachrohr dieses treuen „Sklaven".» (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.195).

Für ihren Antichristus beanspruchen Jehovas Zeugen den höchsten Platz im Weltall, den Platz gleich neben Gott dem Allmächtigen und begründen ihre Forderung wie folgt:

«Der vollkommene Körper des Menschen ist eine wunderbare, von Gott geschaffene Organisation. So ist auch die königliche Familie des „Reichs der Himmel", die aus Jesus dem Haupt und den Gliedern des „Leibes Christi" besteht, Gottes besondere Organisation. Da Gott der Höchste Christus Jesus den höchsten Platz im Weltall, den Platz gleich nach ihm, zugewiesen hat, und der „Leib Christi" dort mit Christus Jesus vereint ist, macht Jehova Gott die königliche Familie zur Hauptorganisation seines Universums. Natürlich ist sie ein Teil der göttlichen Universalorganisation, die aus heiligen Geschöpfen besteht, doch nimmt sie wegen ihrer Stellung und ihres Sonderamtes einen besonderen Platz der Auszeichnung ein und ist der Hauptteil der Universalorganisation Jehovas.» (Das Königreich ist herbeigekommen, S.272).

In ihrer Vermessenheit übersehen sie dabei, dass sie ihren «vollendeten Christus» gleichsam als «vollendeten Antichristus» auf den Platz gesetzt haben, den Satan einnehmen wollte, als er sich in seinem Herzen erhob und gedachte:

«Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen; ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht; ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten.» - Jes. 14.

Ferner behauptet Rutherford in seiner maßlosen Überheblichkeit, der «gesalbte Überrest» ihrer Organisation würde bereits in den «Himmeln zelten», obwohl sich dieser noch im Fleisch auf Erden befände. Und er begründet den Aufstieg des «gesalbten Überrestes» in den Himmel wie folgt:

«Satan war aus dem Himmel geworfen, wo es kein Bleiben mehr gab, und der Herr sammelte nun seine Zeugen zu sich, um einen Teil der neuen Himmel zu werden und sein Königreich-Zeugniswerk zu tun.» (Licht Bd.1, S.218).

«Der Überrest oder die treue Knechtsklasse auf Erden zeltet jetzt in der Tat in den Himmeln oder in himmlischen Örtern, weil sie ein bedingtes Recht auf ewiges Leben besitzt.» (Licht Bd.1, S.249).

Der «gesalbte Überrest» gibt sich für Gott aus!

In dem Buch "Die Harfe Gottes" betitelt Rutherford «Christus» als «göttlichen Herrn». Da er jedoch Jesus als «Christus» leugnet, und der «gesalbte Überrest» sich selbst für Christus ausgibt, kann er mit dem «göttlichen Herrn» auch nur ihren aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzten «Pseudo-Christus» gemeint haben:

«Christus der göttliche Herr.

Jesus wurde getötet nach dem Fleische und auferweckt als ein göttliches Wesen... Gott hatte verheißen, ihm die göttliche Natur zu schenken, indem er ihm die Macht und das Recht gab, Leben in sich selbst zu haben. Nur göttliche Wesen haben Leben in sich selbst und bedürfen nichts, um das Leben zu erhalten.» (S.165).

Den paradoxen Anspruch auf «Göttlichkeit» für seinen Pseudo-Christus, den Rutherford aus dieser Formulierung herleitet, begründet er wie folgt:

«Die Auferstehung des Herrn Jesus Christus zur göttlichen Natur ist eine Bürgschaft dafür, dass alle Glieder seines Leibes zur gleichen Natur und zur Unsterblichkeit auferweckt werden müssen.»

«Die Kirche Christi besteht aus Christo Jesu, dem Haupte, und den 144 000 Gliedern seines Leibes... Diese Neue Schöpfung wird, sobald sie vollendet ist, die göttliche Natur besitzen... Die Natur der Kirche wird also gleich derjenigen Jehovas Gottes sein.» (Schöpfung, S.251; Die Harfe Gottes, S.277).

Und diese absurde Schlussfolgerung wird von der leitenden Körperschaft in Brooklyn wie folgt interpretiert:

«...In dem Artikel UNSTERBLICHKEIT wurde gezeigt, dass Christus Jesus bei seiner Auferstehung von den Toten Unsterblichkeit erlangte und danach „unzerstörbares Leben" besaß (1. Tim. 6:15,16; Hebr. 7:15-17). Als „der genaue Abdruck" des Wesens seines Vaters, des unvergänglichen Gottes (Hebr. 1:3; 1. Tim. 1:17), ist der auferstandene Jesus ebenfalls unvergänglich.

Da Jesu Miterben mit ihm in der Gleichheit seiner Auferstehung vereint sein werden, werden sie wie er als Geistgeschöpfe nicht nur zu ewigem Leben auferweckt, sondern zu Unsterblichkeit und Unverweslichkeit...

Unter dem Begriff Unsterblichkeit ist daher offensichtlich die Beschaffenheit ihres Lebens, dessen Endlosigkeit und Unzerstörbarkeit zu verstehen, während der Begriff Unverweslichkeit anscheinend auf den Organismus oder Leib angewandt wird, den Gott ihnen gibt und der an sich weder verweslich noch zerstörbar ist. Wie es scheint, verleiht Gott ihnen die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten, unabhängig von einer äußeren Kraftquelle, im Unterschied zu seinen anderen Geschöpfen, den irdischen und den himmlischen...» ("Hilfe zum Verständnis der Bibel" Bd.8, S.1506/07).

Da nach ihrer Lehre die «144 000 christusähnlichen Menschen» angeblich mit Unsterblichkeit belohnt und zur göttlichen Natur gezeugt würden, worunter Endlosigkeit und Unzerstörbarkeit des Lebens zu verstehen sei, sie außerdem die Fähigkeit hätten, sich selbst zu erhalten, unabhängig von einer äußeren Kraftquelle, und somit «Leben in sich selbst besäßen», erheben sie gleichsam ihren Pseudo-Christus zum «göttlichen Herrn».

Wie schrieb doch Paulus an die Thessalonicher: «Der Mensch des Frevels, der Sohn des Verderbens, der Widersacher wird sich in den Tempel Gottes setzen als ein Gott und sagen, er sei Gott!»

Das Urteil über den «vollendeten Antichristen» wurde bereits gesprochen, als Hesekiel im Namen Gottes folgenden Richterspruch verkündete:

«Weil sich dein Herz überhebt und spricht: „Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Göttersitz mitten im Meer", während du doch ein Mensch und nicht Gott bist; dennoch überhebt sich dein Herz, als wäre es eines Gottes Herz, - siehe, du hältst dich für klüger als Daniel, dass dir nichts verborgen sei… Du sollst den Tod von Unbeschnittenen sterben durch die Hand von Fremden; denn ich habe es geredet, spricht Gott der Herr.» - Hesekiel 28; 2-10.

 

Sind Jehovas Zeugen blind für die Wahrheit?

In ihren Schriften erheben Jehovas Zeugen den Anspruch, eine Organisation zu sein, «die theokratisch ist und auf theokratische Weise wirkt, das heißt von Gott geleitet wird» (Wt.1.5.93). Doch wie wenig sie diesem hohen Anspruch gerecht werden, und wie leichtfertig sie mit der Wahrheit umgehen, das zeigen ganz deutlich ihre fatalen Irrtümer und Lügen, an denen sie wider besseren Wissens beharrlich festhalten: «Aus diesem Grunde sendet Gott ihnen einen starken Irrwahn, damit sie der Lüge glauben schenken; denn alle sollen dem Gericht verfallen, die nicht der Wahrheit Glauben geschenkt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben.» (2.Thess.2; 11).

Die «Zwei-Zeugen»-Lüge

Johannes berichtet in der Offenbarung von einem siebenköpfigen Tier, das aus dem Meer heraufgestiegen und ihm später noch einmal im Geist in der Wüste erschien war, wo es für kurze Zeit im «Abgrund» verschwand.

Rutherford identifizierte «das Tier aus dem Völkermeer» (Offb.13; 1) fälschlich mit dem «Haager Weltgerichtshof», und «das Tier, das aus dem Abgrund kam» (Offb.17; 3-8) mit dem «Völkerbund». Im Jahre 1930 veröffentlichte er in dem Buch «Licht» folgende geschichtliche Auslegung:

«Dieses ‘Tier’... kam 1899 ins Dasein und war bis zum Weltkriege tätig. Dann ging es in den Abgrund und hörte auf zu wirken. Nach dem Weltkriege kam es wieder aus dem Abgrund herauf und erneute seine Wirksamkeit in der Form des Völkerbundes. Der Haager Weltgerichtshof und der Völkerbund sind ein und dieselbe Organisation. Der folgende historische Nachweis bestätigt dies.» 23

Als sich jedoch der historische Nachweis Rutherfords als reine Spekulation erwies, und auf den Völkerbund nicht wie erwartet, das Weltende eintraf, sondern die Vereinten Nationen folgten, da glichen sie kurzerhand ihre biblische Auslegung den aktuellen Gegebenheiten an und verkündeten - ohne auf Rutherfords fatalen Irrtum einzugehen - in ihrem 1948 herausgegebenen Buch «Gott bleibt wahrhaftig» folgende Version:

«...während des zweiten Weltkrieges trat der Völkerbund unter Bücklingen von der Szene ab... Das Tier, welches du sahest (der alte Völkerbund), war und ist nicht (er war während des zweiten Weltkrieges ohne Leben) und wird aus dem Abgrund heraufsteigen (als die Organisation der Vereinigten Nationen) ...» 24

Doch mit ihrer neuen Version, dass nicht der Völkerbund, sondern die Vereinten Nationen es seien, die «aus dem Abgrund kämen», entstand für sie ein schier unlösbares Zeitproblem. Rutherford hatte nämlich großspurig verkündet, die Prophezeiung über die «zwei Zeugen Gottes», die nach der Offenbarung des Johannes von dem Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, im Streit überwunden und getötet werden, hätte sich an ihnen im Jahre 1918 erfüllt, als er und sechs weitere Russelliten im Prozeß wegen Anstiftung zum Aufruhr zu je zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. Unter Bezugnahme auf Offenbarung 11; 7 erklärte er:

«...am Ende der zweiundvierzig Monate ließ Gott es zu, dass ‘das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führte und sie überwand’...

Dies geschah auch den Tatsachen gemäß am 7. Mai 1918, als die tätigen Knechte der Organisation Jehovas verhaftet und alle Verbindungen zwischen dem Hauptquartier und den Zweigbüros in andren Ländern unterbrochen wurden.» 25

Mit ihrer abgeänderten Auslegung aber standen sie unversehens vor der heiklen Frage: Wie konnten Rutherford und seine sechs Mitangeklagten bereits im Jahre 1918 von dem «Tier aus dem Abgrund» überwunden und getötet werden, obwohl es nach ihren eigenen Angaben erst 27 Jahre später als die «Organisation der Vereinigten Nationen» den Boden der Weltgeschichte betreten hat?

Und da sie auch keine «Ersatzzeugen» vorweisen können, die, statt vom Völkerbund, nunmehr von den Vereinten Nationen im Streit überwunden und getötet worden wären, befinden sie sich in einem Teufelskreis, den sie nur durchbrechen können, wenn sie sich ihren Irrtum freimütig eingestehen. Doch dazu fehlt es ihnen offenbar an Mut und Aufrichtigkeit.

Krampfhaft bemüht, ihr Lehrgebäude vor dem drohenden Einsturz zu bewahren und zu retten, was noch zu retten ist, verfielen sie der absurden Idee, «das Tier aus dem Abgrund» weder mit dem Völkerbund noch mit den Vereinten Nationen in Verbindung zu bringen, sondern dessen Existenz ganz einfach ins «Jahrhundert nach der Sintflut» zu verlegen. In ihrem Buch «Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet» behaupten sie bar jeder Logik:

«Das sinnbildliche ‘wilde Tier’ stieg nicht erst nach jenem Zeitpunkt aus dem Abgrund herauf. Dieses ‘wilde Tier’ ist dasselbe Tier, das gemäß der Beschreibung in Offenbarung 13; 1,2 aus dem Abgrund des Meeres heraufsteigt. Es stieg in Wirklichkeit in dem Jahrhundert nach der großen Flut der Tage Noahs herauf, und es wurde das weltweite politische System des Teufels. Dieses einem Tier gleichende System der Politik, das damals aus dem sinnbildlichen Abgrund heraufgestiegen war, ging nach dem 26./27. März 1918 gegen Gottes ‘zwei Zeugen’ vor...

Am 7. Mai 1918 bewirkte es die Verhaftung des Präsidenten und des Sekretär-Kassierers der Wach Tower Bible & Tract Society..., und am...21. Juni...verkündete der Bundesrichter das Urteil über diese Männer, die die Klasse der „zwei Zeugen" Gottes vertraten...» 26

Allem Anschein nach aber fand die absurde «Sintflut-Version» selbst in ihren eigenen Reihen keinen ungeteilten Beifall; denn 18 Jahre später rückten sie sang- und klanglos von ihr ab und kehrten zu der alten Version von 1948 zurück. In ihrem 1988 herausgegebenen Buch «Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!» (S.246-248), erklären sie nun wieder, dass es sich bei dem «Tier aus dem Abgrund» um die Vereinten Nationen handeln würde.

Wer erwartet hätte, Jehovas Zeugen würden auch von ihrem «Zwei-Zeugen-Irrtum» abrücken, der wäre enttäuscht. Eine Religionsgemeinschaft, die vorgibt, eine von Gott geführte «theokratische Organisation» zu sein und sich damit brüstet, Gottes heiliger Geist würde sie als Christi Nachfolger vor falschen Lehren schützen («Hilfe zum Verständnis der Bibel», Seite 1553, die konnte doch unmöglich zugeben, sich so gewaltig geirrt zu haben, zumal ihre Auslegung von den «zwei Zeugen» zu den tragenden Säulen ihres Lehrgebäudes gehört. Deshalb zogen sie es vor, auch weiterhin an Rutherfords fatalem Irrtum festzuhalten und ihn nach altbewährter Methode mit dubiosen Methoden zu kaschieren.

Unter diesem trügerischen Vorzeichen veröffentlichten sie in dem bereits erwähnten Buch «Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!» folgende groteske Erklärung:

«Die zwei Zeugen werden getötet ... Johannes schreibt: ‘Wenn sie ihr Zeugnisgeben beendet haben, wird das wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und sie besiegen und sie töten...’ (Offb. 11; 7-10).

Das ist die erste von 37 Stellen in der Offenbarung, wo ein wildes Tier erwähnt wird. Zur gegebenen Zeit werden wir dieses und andere Tiere eingehender betrachten. Im Moment mag es genügen zu sagen, dass ‘das wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt’, ein von Satan ins Leben gerufenes politisches System der Dinge ist. ...Die zwei Zeugen blieben nicht tot... Diese beiden Prophezeiungen, aus Hesekiel und aus der Offenbarung, erfüllten sich auffallend im Jahre 1919, als Jehova seine ‘verstorbenen’ Zeugen wieder zu tätigem Leben erweckte.» 27

Natürlich hätten sie auch auf die Seite 248 ihres o.a. Buches verweisen und erklären können, dass es sich bei dem «Tier aus dem Abgrund» um die Vereinten Nationen handele, die als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes im Jahre 1945 aus dem Abgrund heraufgestiegen sind. Doch dann hätten sie auch auf die Zeitdifferenz von 27 Jahren eingehen müssen, die zwischen dem Tod der zwei Zeugen (1918) und der Gründung der Vereinten Nationen (1945) besteht. Das aber konnten und wollten sie wohl nicht, weil sie nämlich gar nicht wissen, wer sich in Wahrheit hinter den zwei Zeugen verbirgt. Doch mit der lapidaren Erklärung, das wilde Tier würde an insgesamt 37 Stellen erwähnt, und zur gegebenen Zeit würde man dieses und andere Tiere eingehender betrachten, weichen sie der Offenlegung ihres inzwischen zur Lüge gewordenen «Zwei-Zeugen-Irrtum» aus und vermeiden das peinliche Eingeständnis, dass ihre Lehre von vorn bis hinten ein aufgelegter Schwindel ist, und sie 70 Jahre lang am Christentum vorbei lauter Irrtümer und Lügen verbreitet haben.

Jehovas Zeugen schrecken auch vor Geschichtsklitterung nicht zurück. Um ihre fatalen Irrtümer und Lügen zu verbergen, verkünden sie wider besseres Wissen, Gottes Königreich sei im Jahre 1914 im Himmel aufgerichtet worden, und die «erste Auferstehung» habe bereits im Jahre 1918 stattgefunden.

Wie sie ausgerechnet auf das Jahr «1914« als Datum für die Aufrichtung des Gottesreiches verfallen sind, das erfahren wir von Raymond Franz, einem ehemaligen Mitglied der leitenden Körperschaft in Brooklyn und Neffe des vierten Präsidenten der Wachtturmgesellschaft Frederick W. Franz. In seinem Buch «Der Gewissenskonflikt» schreibt Raymond Franz:

«Kurz zusammengefasst, kommt man auf das Jahr 1914 folgendermaßen: Im Buch des Propheten Daniel taucht im vierten Kapitel der Ausdruck ‘sieben Zeiten’ auf,... Die ‘sieben Zeiten’ werden als sieben Jahre zu je 360 Tagen gedeutet. Sieben mal 360 ergibt 2520 Tage. Man bezieht aber noch andere Prophezeiungen mit ein, in denen der Ausdruck ein Tag für ein Jahr vorkommt ³. Wendet man diese Rechenvorschrift an, so werden die 2520 Tage zu 2520 Jahren, die von 607 v.u.Z bis 1914 u.Z dauerten. Wie bereits erwähnt, hängen von dieser Berechnung die derzeitigen Lehren der Gesellschaft über den Beginn der Herrschaft Christi, über die ‘letzten Tage’, den Beginn der Auferstehung und damit verwandte Dinge zusammen.» (Claudius Verlag München, 2. Auflage 1991, S.138/139).

Die Berechnung des Jahres 1918 als angebliches Datum für die «erste Auferstehung» erklären sie in ihrem 1985 veröffentlichten Buch «Babylon die Große ist gefallen!» (S.454/55) wie folgt:

«Wir wollen hier einige Berechnungen anstellen, indem wir parallel liegende Ereignisse, die 1900 Jahre zurückliegen, in Betracht ziehen. Im Frühjahr 33 wurde Christus von den Toten auferweckt. Das war dreieinhalb Jahre nachdem er durch seine Salbung mit heiligem Geist zum Messias, dem Fürsten, geworden war. Rechnen wir von Anfang Herbst 1914 dreieinhalb Jahre in Richtung Gegenwart, so kommen wir in das Frühjahr 1918, in die Zeit kurz nach dem Passah,... Parallel dazu wären etwa um diese Zeit jene treuen Nachfolger, die ihren irdischen Lauf durch einen Opfertod beendet hatten, auferweckt worden...

Da das jüdische Pfingstfest genau auf den fünfzigsten Tag nach der Auferstehung Jesu Christi von den Toten fiel, sollte sich nach den Regeln der Zeitparallelen 1918 etwas Bestimmtes ereignen. Was? Jene Glieder der 144.000, die treu waren bis zu ihrem Tod, sollten unsichtbar auferweckt werden, nicht als Menschen aus Fleisch und Blut, sondern als Geistwesen, und das im Frühjahr 1918.» 28

So einfach ist das also. Man beruft sich auf irgendwelche «Regeln der Zeitparallele» und zieht gewisse Parallelen zu Ereignissen, die sich vor 1900 Jahren abgespielt haben. Dann legt man die von Ihnen auf dubiose Weise errechnete Jahreszahl «1914» zugrunde, und schon ist man im Bilde, dass die «erste Auferstehung» natürlich «im Frühjahr 1918» stattgefunden haben muß.

Der Ausgangspunkt ihrer obskuren Rechenkunststückchen ist das Jahr 607 v.Chr.; eine Jahreszahl, die Jehovas Zeugen als das Jahr der Zerstörung Jerusalems angeben, obwohl alle historischen Daten eindeutig auf das Jahre 586 v.Chr. hinweisen.

Im Anhang ihres Buches «Dein Königreich komme» (S.188/189) versuchen sie, diese plumpe Geschichtsklitterung mit folgender abenteuerlichen Rechenkonstruktion zu rechtfertigen:

«Historiker erkennen an, dass Cyrus Babylon im Oktober 539 v.u.Z. erobert und dass sein erstes Regierungsjahr im Frühling 538 v.u.Z begann. Wenn der Erlaß des Cyrus gegen Ende seines ersten Regierungsjahres herausgegeben wurde, konnten die Juden leicht im siebenten Monat (Tischri) in ihrem Heimatland sein, wie es in Esra 3; 1 heißt: das wäre im Oktober 537 v.u.Z. gewesen...

Wenn wir daher vom Jahre 537 v.u.Z., als die Juden in ihre Heimat zurückkehrten, 70 Jahre zurückzählen, kommen wir zum Jahr 607 v.u.Z. In diesem Jahr muß Nebukadnezar (in seinem 18. Regierungsjahr) Jerusalem zerstört,... haben.» 29

Wahrlich ein Meisterwerk unlauterer Verdrehungskunst. Doch ihre Rechnung geht nicht auf; denn sie ignorieren geflissentlich die Tatsache, dass es im neunten Kapitel des Buches Daniel wörtlich heißt: «dass nämlich über den Trümmern Jerusalems eine Zeit von siebzig Jahren hingehen sollte» - eine Prophezeiung, die, wie wir dem biblischen Bericht im Buche Esra entnehmen können, nicht sogleich nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft in Erfüllung ging. In Esra 38 lesen wir, dass die Juden im zweiten Jahr nach ihrer Rückkehr aus Babylon mit dem Bau anfingen, indem sie den Grund zum Tempel legten.

«Da suchte die Bevölkerung des Landes dem jüdischen Volke Schwierigkeiten für sein Unternehmen zu schaffen und sie vom Bauen abzuschrecken.» (Esra 4; 4).

Sie erwirkten beim persischen König Arthasastha einen Erlaß der besagte, «dass jenen Männern der Wiederaufbau ihrer Stadt untersagt werde,... und zwangen die Juden unter rücksichtsloser Anwendung von Gewalt zur Einstellung des Baues. Damals hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf und blieb eingestellt bis zum zweiten Regierungsjahr des Königs Darius von Persien (Esra 4; 23-24; Sach.1; 1-17).

Auf Grund einer Verfügung des Darius konnte dann aber der Tempel in Jerusalem in den Jahren von 520-516 v.Chr. wieder hergestellt werden (Esra 6), so dass sich das Wort Gottes an den Propheten Jeremia, «dass über den Trümmern Jerusalems eine Zeit von siebzig Jahren hingehen sollte», im Jahre 516 v.Chr. erfüllt hat. Im übrigen ein Datum, das die Wachtturmgesellschaft in ihrer «Hilfe zum Verständnis der Bibel» (S.1452) ausdrücklich bestätigt.

Wenn nun, wie wir dem biblischen Bericht entnehmen können, der «Wiederaufbau des Tempels und der Stadt» auf Grund politischer Intrigen erst in der Zeit von 520 bis 516 v.Chr. erfolgen konnte - also 21 Jahre nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft - dann wird deutlich, dass die Behauptung der Zeugen Jehovas entgegen allen bekannten historischen Tatsachen, Jerusalem wäre bereits im Jahre 607 v.Chr. zerstört worden, völlig falsch ist. Wenn sie nämlich den Tatsachen entsprechend von 516 v.Chr. ausgehend 70 Jahre zurückzählen, so kommen sie zwangsläufig auf das Jahr 586 v.Chr., ein geschichtliches Datum, das von den Historikern als das Jahr der Zerstörung Jerusalems bestätigt wird.

Damit entfällt auch die Grundlage für ihre dubiose «Sieben-Zeiten-Berechnung» die keinesfalls - wie von ihnen angenommen - auf das geschichtsträchtige Jahr 1914 hinweisen würde, sondern auf das Jahr 1935; eine Jahreszahl, für die Jehovas Zeugen bislang jedoch kein sonderliches Interesse bekundet haben.

Inzwischen sind auch in den eigenen Reihen der leitenden Körperschaft Zweifel an der Richtigkeit ihrer Lehre laut geworden. Raymond Franz schreibt:

«...Wie bereits in einem vorhergehenden Kapitel beschrieben, ergab die Nachforschungsarbeit in Verbindung mit dem Buch Hilfe zum Verständnis der Bibel, dass das von der Gesellschaft angegebene Jahr für die Zerstörung Jerusalems durch Babylon, 607 v.u.Z., allen bekannten historischen Tatsachen widersprach. Trotz der fehlenden Beweise vertraute ich weiter auf die Richtigkeit dieser Jahreszahl, weil ich annahm, sie sei durch die Bibel abgesichert. Ohne das Jahr 607 v.u.Z. wäre das entscheidende Jahr 1914 in Frage gestellt. Ich nahm an, die historischen Beweise seien unzulänglich und diese Linie vertrat ich auch in dem Buch». ("Der Gewissenskonflikt", Seite 138).

Obwohl Jehovas Zeugen - wie wir zweifelsfrei feststellen konnten - sich durchaus der Tatsache bewußt sind, dass ihre Lehre auf fatalen Irrtümern beruht, halten sie stur an ihr fest und verstricken sich immer weiter in Lügen, so dass sie nach den Worten des Apostels dem Gericht verfallen sind, weil sie der Wahrheit nicht Glauben geschenkt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben (2.Thess. 2; 11).

Angesichts der massiven Anschuldigung, Jehovas Zeugen hätten sich einen eigenen Christus geschaffen, dürfte es sicherlich sehr aufschlussreich sein zu erfahren, wie sich die nach vielen Millionen zählenden Prediger der Zeugen Jehovas, die nicht zur «Himmelsklasse» zählen und erst nach der «Ära Rutherfords» hinzugekommen sind, zu diesem Vorwurf stellen.

Auf die Frage: «Wer ist Christus?» antworten sie meist nach einigem Zögern, dass Jesus der Christus sei. Doch erklärt man ihnen, dass diese Auffassung nicht mit der veröffentlichten Lehre ihrer Organisation übereinstimme, wollen sie es nicht glauben und halten das Ganze für einen Scherz. Beweist man ihnen dann aber an Hand ihrer eigenen Schriften, dass die Wachtturmgesellschaft unter der Federführung ihres zweiten Präsidenten, Richter J.F. Rutherford, und der Assistenz seines damaligen engsten Mitarbeiters und späteren vierten Präsidenten, Fred Franz, einen Christus verkündet hat, der als kollektive Körperschaft aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzt sei, und den sie als «vollendeten Christus» ausgeben, dann wissen sie vor Verlegenheit nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollen.

Sobald ihnen jedoch die Tragweite der schweren Anschuldigung bewusst wird, und sie befürchten müssen, sich womöglich in den Zeugen Jehovas getäuscht zu haben, suchen sie in ihrer Verwirrung nach einer plausiblen Erklärung. Und weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf, dass ihr Traum vom ewigen Leben auf einer zum Paradies umgewandelten Erde wie eine schillernde Seifenblase zerplatzt, berufen sie sich in ihrer religiösen Einfalt halsstarrig und rechthaberisch auf «ein höher steigendes Licht», das der leitenden Körperschaft in Brooklyn angeblich neue Erkenntnisse vermittelt habe.

Altgediente Prediger faseln meist noch etwas von , die doch kein Mensch mehr lesen würde. Gemeint sind ältere Studienbücher der Wachtturmgesellschaft, die durch neue ersetzt wurden, weil in den vorangegangenen Büchern fatale Irrtümer enthalten sind, die sie durch trügerische Umformulierungen zu kaschieren suchen.

Ihre fadenscheinigen Begründungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen dem, was sie glauben, und dem, was die Wachtturmgesellschaft als offizielle Lehre verbreitet hat, ein eklatanter Widerspruch besteht, den sie auch nicht mit noch so wortreichen Erklärungen ausräumen können, der aber deutlich zeigt, wie leichtfertig Jehovas Zeugen mit der Wahrheit umzugehen pflegen. Denn es ficht sie anscheinend nicht im geringsten an, dass Rutherford 25 Jahre lang ungehindert seine Lüge vom «vollendeten Christus als kollektive Körperschaft» weltweit verbreiten konnte, ohne deswegen von der Wachtturmgesellschaft als Irrlehrer angeklagt und verurteilt zu werden, statt dessen aber postum zum hervorragenden Zeugen Jehovas erhoben und wie zum Hohn 30 Jahre nach seinem Tode auch noch zum Propheten Gottes erkoren wurde (Gott bleibt wahrhaftig 1958, S.237; Wt. vom 1.7.72, S.390/391). Und es macht sie auch keineswegs misstrauisch, dass die leitende Körperschaft in ihrer Wachtturmausgabe Nr. 9 vom 1.5.1990 (S.27) an der trügerischen Behauptung festhält, bei den gesalbten Überrestgliedern ihrer Organisation handele es sich um «christusähnliche Menschen», die vor allen irdischen und himmlischen Geschöpfen allein mit «Unsterblichkeit» belohnt und zur «göttlichen Natur gezeugt» würden.

Bei einer kritischen Prüfung ihrer Studienschriften würden sie sehr schnell herausfinden, dass sich an der antichristlichen Lehre ihrer Organisation überhaupt nichts geändert hat. Selbst, wenn es stimmen würde - was sie offenbar annehmen, dass die leitende Körperschaft «älterer Männer», die als getreue Paladine Rutherfords dessen Lehre mit fanatischem Eifer über Jahrzehnte hinaus weltweit verbreitet haben, nun, dank besserer Einsicht, von der Rutherfordschen Irrlehre abgerückt seien, dann bliebe immer noch die Frage zu klären, warum sie nicht wenigstens jetzt dem Wortlaut der Bibel folgen und freimütig bekennen, dass «Christus das Haupt der Gemeinde» ist, und nicht, wie sie fälschlich lehren, Jesus und die Gemeinde würden zusammen als ominöse «Christuskörperschaft» einen «vollendeten Christus» bilden.

Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wie schon zu Rutherfords Zeiten, so unterscheiden sie auch weiterhin zwischen Jesus und Christus und akzeptieren aus rein optischen Gründen «Jesus als Haupt ihrer Christenversammlung». Im Wachtturm vom 1.8.1991 schreiben sie wörtlich: «Die Gesalbten, die die Christenversammlung bilden, akzeptieren Jesus als ‘das Haupt des Leibes, der Versammlung’ (Kol.1; 18; Eph. 5; 23)».

Bei ihrer Anmaßung berufen sie sich auf Paulus, obwohl ihnen beim Studium seiner Briefe nicht entgangen sein dürfte, dass sie sich mit ihrer Christuslehre im Widerspruch zur Bibel befinden; denn im Epheserbrief, auf den sie sich ausdrücklich beziehen, betont Paulus unmissverständlich, dass «CHRISTUS das Haupt der Gemeinde ist», und schließt damit jede Spekulation aus, Jesus und die Gemeinde würden zusammen eine «Christuskörperschaft», bzw. den von Rutherford als «neue Schöpfung» propagierten «vollendeten Christus» bilden.

Offenbar in der betrügerischen Absicht, hinter einer christlichen Maske ihre wahre antichristliche Identität zu verbergen, verwenden sie für ihren Antichrismus in den Schriften nach dem Zweiten Weltkrieg eine Reihe weiterer Bezeichnungen, die für den unbefangenen Leser eher unverfänglich erscheinen mögen. Wenn sie beispielsweise in ihren Schriften vom Christus, von der «Braut Christi Jesu», vom «Weib des Lammes», vom «Königreich Gottes», das aus Jesus und 144 000 Priestern und Königen bestehen soll, die Rede ist, dann beziehen sie sich stets auf ihren «vollendeten Christus», den Rutherford 1922 zur Rechten Gottes in den himmlischen Tempel gesetzt und damit «die heilige Stätte greulich verwüstet» hat (Matth.24; 15; 2.Thess.2; 4; Hebr.8).

   

 

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© Helmut Seeger